Immer nur Todesangst
Gestern saß ich auf der Terrasse und dachte über Emotionen nach und zwar über die nicht schönen. Und über die Bedürfnisse, die hinter ihnen stehen. Bei der Gewaltfreien Kommunikation, der wirkungsvollen Konfliktlösungsmethode nach Marshall Rosenberg, geht es im Falle mangelnder Harmonie ja erst einmal darum, sich klar zu werden über die Emotionen und Bedürfnisse. Da stößt man auf eine ganze Menge an Emotionen und natürlich ebenso Bedürfnissen, wenn man sich näher mit Problemen auseinandersetzt. Auf einmal bekam ich die Idee, jedesmal dahinterzufragen, also was hinter einer Emotion steckt und einem Bedürfnis. Das Ergebnis hat mich verblüfft und doch ist es logisch.
Sehen wir bei einem Beispiel nach. Ich bin in einer Beziehung und ich werde betrogen. Ich liebe den anderen Menschen, aber der bevorzugt jemanden andern. Ich fühle mich in die Ecke gestellt, allein, ängstlich, bedrückt, bestürzt, betroffen,bitter, eifersüchtig, enttäuscht, erstarrt, fassungslos, handlungsunfähig, jämmerlich, leblos, leer, lustlos, mutlos, orientierungslos, panisch, schlapp, schutzlos, traurig, unglücklich, unsicher., verletzt, verstört, wütend, ziellos. Eine ebenso lange Latte an nicht erfüllten Bedürfnissen zeigt sich dahinter. Zum Beispiel das Bedürfnis nach Achtsamkeit, Anerkennung, Aufrichtigkeit, Bestätigung, Beständigkeit, Beziehung, Ehrlichkeit, Einfühlsamkeit, Empathie, ernstgenommen zu werden, Freude und sie zu bereiten, Geborgenheit, Ganzheit, Gemeinsamkeit, Glück, Heilung, Lachen, Lebensfreude, Leidenschaft, Miteinander, Mitgefühl, Nähe, Offenheit, Respekt, Schutz, Sexualität, Unterstützung, Verbundenheit, Vergnügen, Verlässlichkeit, Vertrauen, wahrgenommen werden, Wärme, Zärtlichkeit, Zugehörigkeit, Zweisamkeit.
So eine Menge an differenzierten Gefühlen, die uns quälen können und so viele Bedürfnisse, die nicht erfüllt werden. Ich fragte mich, was denn der kleinste gemeinsame Nenner für all die Gefühle sein könnte und kam zu dem Schluss, dass es die Liebe wäre. All diese Gefühle tauchen nur auf, wenn ich mich nicht geliebt fühle. Liebe habe ich deshalb in dieser Liste nicht angeführt, weil sie für mich die nährende Mutter von allem ist. Liebe ist die eigentliche Kraft, die duch uns strömt und die wir weitergeben können, die uns nicht nur belebt, sondern überhaupt erst unser Leben ermöglicht. Man kann sagen. das Bedürfnis nach Liebe komme dem nach Leben gleich. Wenn uns die Liebe genommen wird, wird damit auch unser Leben bedroht.
So denke ich, dass hinter allen finsteren Emotionen immer die Angst lauert, nicht geliebt zu werden. Ohne Liebe aber gibt es kein Leben. Also fühlen wir uns in letzter Instanz damit immer in unserem Dasein bedroht, es ist ein Hauch von Todesangst, der gemeinsam mit allen unangenehmen Emotionen auch über uns schwebt.
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