Schnell wegmachen

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Glückgejagt und leidverfolgt - so könnte man uns fast alle bezeichnen. Wir jagen irgendeinem Glück hinterher, jeder seinem speziellen, der Macht, der Liebe, dem Reichtum, dem Ansehen, der Gesundheit. Alles was uns dabei störend über den Weg läuft, versuchen wir schnellstmöglich ›wegzumachen‹. Schicksal - tja, so ist es halt. Oder gibt es einen anderen Weg?

 

In unserer Reparaturgesellschaft sind wir es gewöhnt, nicht Funktionierendes in Ordnung zu bringen. Es soll wieder beruhigend schnurren, wie es vor vielen, vielen Jahren Spinnräder taten. Heute ist es der gepflegte Achtzylinder unter der Motorhaube. Störendes, physische Krankheit zum Beispiel oder der unsympatische Kollege am Schreibtisch gegenüber, soll einfach weg. Oder es soll sich ändern. So ändern, dass es uns wohltut. Abgesehen davon, dass wir Angenehmes als solches gar nicht wahrnehmen könnten, gäbe es den Kontrast nicht, sind wir nur Gehetzte, solange wir dieses Spiel nicht durchschauen. Zu durchschauen beginnen ... Nicht umsonst redet man überall von Stress und viele stürzen in ein Burn-out.

Ja, schon gut, aber was dann?

Gleichgültig, ob gesundheitliche, psychische oder zwischenmenschliche Probleme: es geht immer um die Folge einer Disharmonie. Bei völliger innerer Harmonie kann es keine Probleme geben und Leid schon gar nicht. Wir können das ganz einfach am Unterschied unseres Verhaltens beobachten, wenn wir verliebt sind oder unseren Job verloren haben. Wie anders handeln wir in diesen Situationen innerer Harmonie oder Zerrissenheit. Daraus folgert, dass es darum geht, die Ursache zu beseitigen und nicht das Symptom. Eine Erkenntnis, die jeden ein wenig spirituell aktiven Menschen zum Gähnen bringt - schon tausendmal gehört ...

Vor allem deshalb gegähnt, weil ... wie, um alles in der Welt, denn die Ursache beheben? Ganz abgesehen davon: was ist denn überhaupt die Ursache?

Damit sind wir an einem interessanten Ort angelangt: Es gibt einige ähnlich logische Antworten auf andere solcher bedeutender Fragen, aber die bleiben ebenso auf so einem abstrakten Level hängen, dass man damit wenig bis nichts anfangen kann. Auch die Antwort von eben stimmt an sich schon, aber was ist mit dem dazwischen, mit dem Finden der Ursache? Darüber möchte ich reden.

 

Bei unserem Leben lassen wir eines außer Acht: es sind nicht achtzig Jahre, die mit Null beginnen und mit achtzig aufhören. Ein Leben ist vielmehr ein - sogar winzig kleiner - Abschnitt in einem bewussten Sein, das unendlich sein kann. Was sind da achtzig Jahre, oder neunzig oder hundert ...? Wir hier im Westen sind leider auf eine rein mechanistische Denke geschult. Diesbezüglich haben es Menschen in Indien, Nepal oder Tibet leichter; sie haben einen bedeutend weiteren Wahrnehmungsbogen zur Verfügung, das ›Rad der Wiedergeburt‹ kennen Sie von klein an.

Ein Leben ist eingebettet in ein eigenes, persönliches großes Ganzes. Bei jedem Großen und Ganzen - also System - ist uns klar, dass es Wechselwirkungen gibt. Das Verhalten eines Einzelnen in einer Gruppe wirkt sich auf die ganze Gruppe aus, auf jedes Mitglied. Neue - natürliche - Schädlinge rufen neue natürliche Feinde auf den Plan. Neue Wassertropfen bringen ein Glas zum Überlaufen. Jedes noch so kleine Einzelne hat Einfluss auf alles. Ist es da nicht auch logisch, dass unsere Vor-Lebenszeiten Einfluss auf unser jetzies Leben haben? Diese Zeiten haben uns geformt und schon sehr lange kommt kein jungfräulicher Menschengeist mehr auf diesen Planeten. Wir alle haben eine ellenlange Vergangenheit, die uns geformt und uns dazu gebracht hat, dass wir in der aktuellen Ausprägung hier leben.

Wie bereits gesagt, sind Probleme aller Art Folgen einer bestehenden Disharmonie. Diese Disharmonie kann aus dem aktuellen Leben stammen, aber auch von einem viel früheren. Unser Job ist es nun, diese Disharmonie aufzulösen. Aha! Also doch die Ursache finden! Jein. Es kann durchaus hilfreich sein, wenn man sie kennt, aber es ist kein Muss.

Wichtig ist vor allem, die Bereitschaft aufzubringen, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Klingt lächerlich, da so einfach? Keineswegs! Nimm dir zum Beispiel nur einmal bewusst zehn Minuten Zeit, in denen du an einem ruhigen Ort sitzt und beobachtest, was du fühlst, wie du und deine Umgebung interagieren. Vielleicht wird es schon nach einer Minute mühsam und die Einkaufsliste poppt auf, denn abends kommst Besuch. Alles ist wichtig im Außen. Nur genau dieses Außen wird dir keine Antworten auf Fragen geben, die dich betreffen. Jedenfalls solange du nicht bereit bist, dich in deinem System wahrzunehmen. Dich, dein dich umgebendes System und die Reaktionen, die es bei dir auslöst.

Und damit hast du einen Schlüssel erhalten, der nun in deiner Hand liegt.

Den Schlüssel zur Veränderung.

Wenn du auf dich hörst, in dich hörst, wahrnimmst, was sich zwischen deiner Umwelt und dir abspielt, dann bist du bereit dafür, Harmonien und Disharmonien zu erkennen. Bei denen sich auch deine Disharmonie befindet, die, die dir dein aktuelles Problem liefert.

Das Leben ist wie ein großes Adventure-Spiel. Nur dass das Verhältnis zwischen Spielemacher und Spieler ein anderes ist. Du bist es nämlich selber, beides. Bevor du hierherkamst, wusstest du um deine hinderlichen Bindungen zu Menschen, Orten und Eigenschaften und du hast dich entschieden, dieses Leben so zu leben, dass du einen Teil davon ausgleichen kannst. Du hast selbst deine Spielregeln gemacht, deine Hindernisse geplant und deine Probleme geschaffen. Hast selbst dein Milieu ausgesucht, in das du geboren wurdest und die Laufbahn, die dich an den Ort des Jetzt brachte. Der Unterschied zu Spielemacher - Spieler ist lediglich, dass du nach der Fertigstellung des Spiels einen Mantel des Vergessens umgelegt und dich selbst auf den Weg gemacht hast, um dein eigenes Spiel zu spielen.

Nun ist es deine Aufgabe, behutsam nachfühlend, die Zeichen lesend deinen Weg zu gehen. Nein, ihn zuerst einmal zu entdecken! Zu spüren, welche Schritte du tun sollst und welche unterlassen. Spüren. Anders geht es nicht. Und mit diesem Spüren wird deine Fähigkeit der Wahrnehmung immer stärker und sicherer. Du wirst Erfolge erleben, die dich weiter bestärken. So lange, bis du deinen Weg strark und mit Freude gehst, aber innerlich achtsam und behutsam.

Dann wirst du spüren, wie du mit einer Disharmonie umgehen musst, wie du Fallen umgehen kannst und wie du die Orte erreichst, an denen das Glück auf dich wartet.

 

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