Thema verfehlt

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Vielen von uns dürfte dieser Satz im Nachhinein unterschiedlich schwere Übelkeit bereiten: begleitende Aussage zu einer Fünf bei schulischen Schriftwerken, vornehmlich in der Deutschstunde. Das Urteil war die Reaktion auf unseren Aufsatz, in dem wir über etwas schrieben, was nicht zum gestellten Thema passte. Derselbe Spruch wäre angebracht, wenn wir den Auftrag erhielten, einen Kopf Salat beim Laden nebenan zu besorgen und mit einer Tüte Gummibärchen zurückkehrten. Zumindest in den Augen unserer Mutter. ›Thema verfehlt‹ lautet dann das Urteil, wenn wir etwas tun, das nicht zur Aufgabenstellung passt. Wie sieht das eigentlich mit unserem Leben aus ...?

 

Vielleicht hat sich mancher die Frage noch gar nicht gestellt, was gut nachvollziehbar ist, wenn er der Ansicht wäre, das Leben sei gar keine Aufgabe - zumindest in übergeordnetem Sinn. Viele von uns reduzieren die Lebensaufgabe auf rein physische Ziele: eine Familie gründen, Kinder in die Welt setzen, Lebensunterhalt verdienen. Vielleicht kommt dann nach Vierzig die Frage auf, ob das nun alles gewesen wäre. Vielleicht hat eine so diesseitsorientierte Einstellung etwas mit der Midlifekrisis zu tun, beziehungsweise vertieft sie? Wunder wäre es keines. Denn ich glaube, dass der Sinn an einem völlig anderen Ort zu suchen ist.

Familie und Kinder sind eine Gemeinsamkeit zwischen uns Menschen und unseren nächsten Verwandten, den Tieren. Kinder brauchen genauso in der Tierwelt, nicht immer, aber häufig, Geborgenheit. Darin sind wir uns ähnlich, die Tiere und wir. Einmal bebrütet uns Mama mit gemütlicher Wärme und Papa holt das Futter, dann ist es vielleicht umgekehrt.

Aber trotz allem besteht ein Unterschied zwischen Mensch und Tier. Würde man annehmen, dass für uns Menschen in der Folge damit keine darüberhinausgehenden Aufgaben verbunden sind, hätte man das Universum zu flüchtig beobachtet. Nichts in der Natur - und die macht an der Atmosphäre nicht Halt - ist ohne Sinn. Wenn uns das so vorkommen mag, dann nur deshalb, weil wir den Grund nicht kennen. Aber auch wenn man nicht versteht, wie etwas durch die Luft gestützt werden kann, fliegen Vögel und Flugzeuge. Das Problem liegt also bei uns: wir wissen nicht, warum es so ist. Wäre es nicht wenigstens Pflicht, für sich selbst, sich selbst betreffend, diese Frage zu klären?

Es liegt, finde ich, eindeutig an uns, den Sinn zu entdecken, den übergeordneten als Kreatur Mensch und den ganz persönlichen, damit wir am Ende unseres Lebens nicht auch vor einem Thema-Verfehlt stehen.

Viele Indizien kamen im Lauf der Jahre zusammen und mir wurde klar, wie unser Lebensweg zustandekommt und abläuft. Wobei ich nicht den Weg eines Lebens meine, sondern den in einem größeren Kontext, den wir durchreisen. Für alles gibt es Erklärungen: warum wie leben, was unser übergeordnetes Ziel ist, welches unser individuelles und sogar, warum wir uns überhaupt zu diesem wahnwitzigen Dauerabenteuer auf den Weg gemacht haben. Ich werde das nicht alles in diesen Beitrag stopfen, denn wer sich mit dem Schreiben beschäftigt, weiß, dass man immer noch ein paar Pfeile im Köcher braucht, um seine Leser bei Laune zu halten. Nein, das war ein Scherz; es würde zu lang und schließlich ist es ein schöneres Erlebnis, gemeinsam diese Entdeckungsreise in kleineren Abschnitten zu erleben.

Für heute: Ja, es gibt einen ganz präzisen Sinn, warum wir Menschenseelen tierverwandte Körper benutzen dürfen, um hier auf dem Planeten Erde unsere Erlebnisse machen zu können. Und für jeden von uns gibt es zugleich darüberhinaus einen indivduellen Sinn. Familie, Kinder und Lebensunterhalt sind, so wichtig sie auf den ersten Blick wirken mögen, Randerscheinungen, sozusagen ein Rahmen, in den der Sinn gebettet ist.

 

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