Karmischer Kreislauf

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Mein Handeln, Sprechen und Denken formt mich und macht aus mir, was ich bin. So wurde ich im Laufe der Jahrtausende zu einem Konglomerat aus Anteilen, derer jedes seine eigene Energie hat. Je nach Situation in die ich komme, wird der passende Anteil angesprochen und spricht mit. Aufwallender Zorn nährt sich aus dem Zorn-Anteil, tiefe Rührung aus dem Mitgefühlsanteil, Freude aus dem Freudeanteil. Aber es gibt zum Thema über Karma noch einen zweiten Aspekt: den kramischen Kreislauf.

Karma oder Ursache-Wirkung beschreibt das Zustandekommen unserer Anteile. Doch mit der Umwandlung der uns geschenkten neutralen Kraft in Mitgefühl, Freude, Neid, Zorn bis hin zu all den anderen Nuancen an energetischen Qualitäten, wird zugleich auch ein Kreislauf angestoßen. Man kann sich das bildlich gut vorstellen: Energie fließt in uns, wir transformieren sie mit unserer Absicht und lassen diese transformierte Energie wieder aus uns fließen. Alles ist immer im Fließen begriffen - und wenn es auch langsam sein mag, wie zum Beispiel Gletscher - es fließt, verändert sich. Damit macht sich das, was uns verlässt, auf den Weg ins Universum ... und kommt irgendwann wiederum zu uns zurück. Das ist der karmische Kreislauf, der mit dem Ringschluss endet. Und dieser Ringschluss bedeutet die Auflösung dieser einen Sache. So bestimmen wir mit jedem Handeln unsere eigene Zukunft.

Die Energie wandert aber nicht teilnahmslos ihren Weg, sondern interagiert mit ihrer Umgebung. Vor allem nährt und stärkt sie sich durch Energie derselben Qualität. Wenn sie zu uns zurückkehrt, kann sie in viel größerer Mächtigkeit auf uns treffen, als sie uns verlassen hat. Haben wir Hilfreiches auf den Weg geschickt, kann uns große Hilfe bei der Rückkehr begenen. Haben wir Zorn und Hass  versandt, wird multiplizierter Zorn und Hass zu uns zurückkehren. Auch bleibt diese Energie mit dem Ziel unseres einstigen Wollens verbunden. So kann es zum Beispiel geschehen, dass wir in grauer Vergangenheit jemanden mit Absicht verletzt haben. Wir werden dieser Person wieder begegnen und sie wird uns bringen, was wir an sie ausgesendet haben.

Und hier kann etwas geschehen, das ich für mich als die Gnade erkannt habe.

Die Energie, die zu uns zurückkommt, hat ja eine bestimmte Qualität. Andererseits haben wir ja Anteile mit ebenfalls unterschiedlichsten Qualitäten. Wenn nun die heimkehrende Energie auf uns trifft, kommt es darauf an, inwieweit sie in unseren Anteilen Resonanz findet. Um wieder auf dem Beispiel der Verletzung zurückzugreifen: Ich habe jemanden im Zorn verletzt. Damit habe ich die mir geschenkte Energie in Zornesenergie gewandelt und sie hat sich auf den Weg gemacht - ebenfalls mit der Person verbunden, der unser Zorn galt. Nach Wochen oder Jahrhunderten schließt sich der Kreis, die ehemalige Zornesenergie kehrt zu mir zurück. Allerdings ist sie in der Zwischenzeit gewachsen, denn sie hat sich durch Gleichartiges gestärkt. Es kommt also eventuell ein Tsunami an Zorn auf mich zurück. Jetzt kommt es darauf an, wieviel solcher Zorn-Qualität ich selbst in meinen Anteilen habe. Danach richtet sich, was die Rückkehr bei mir anrichten wird. Ist viel Zorn vorhanden, kann es sein, dass ich von dieser Person, der damals meine Verletzung galt, und die nun gerade amokläuft, erschossen werde. Oder dass ich unter dieser Person als jähzornigem Vater leide. Bin ich hingegen mit dem Thema Zorn mit mir im Reinen, kann es sein, dass dieselbe Person, wenige Minuten später festgenommen, mich lediglich mit einem giftigen Blick trifft. Oder ich kann den Ausgleich schaffen, indem ich ihr beim Supermarkt die hinuntergefallene Geldtasche aufhebe.

Als mir dieser eingebaute Gnadenmechanismus vor vielen Jahren bewusst wurde, war ich wie vom Donner gerührt. Es ist wichtig für uns, Fehler machen zu können, denn der nicht dumme Volksmund - auch wenn mir die Sprüche mitunter ziemlich auf den Senkel gehen - sagt ja auch, dass man aus ihnen lernt. So, wie man übrigens erntet, was man gesät hat - um zum Thema zurückzukommen. Häufig fügen wir aber mit unseren Fehlern anderen Verletzungen oder Unbill zu. Solange wir nicht erkennen, was dieses Handeln für den anderen bedeutet hat, wird uns die Wechselwirkung meist heftiger treffen, als unsere Tat war. Haben wir aber erkannt, dass diese Art der Handlung dem anderen schadet und damit unseren dementsprechenden Anteil verringert, wird uns die Auswirkung wenig bis so gut wie gar nicht treffen.

Es kommt also immer darauf an, wie meine aktuelle Energieanteile-Bilanz momentan ist. Vergangenheit und Zukunft sind dabei uninteressant. Eine schöne Ermutigung, im Jetzt zu leben und das auch noch so gut wie möglich im Fluss. Je mehr es uns gelingt, in innerer Harmonie und Freude zu leben, umso mehr werden die unliebsamen Anteile schrumpfen, weil sie keine Zufuhr mehr bekommen. Und umso mehr Hilfreiches  und umso weniger Bedrohliches wird uns begegnen.