Veränderung - Jetzt!

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Der Klassiker für selten funktionierenden Veränderungswünsche ist Neujahr. Und der Megaklassiker, mit dem ersten Januar das Rauchen aufzuhören. Veränderungen sollen, wenn man sich endlich dazu entschlossen hat, auf der Stelle stattfinden. Interessant, dass in der Natur nur zerstörende Veränderungen schnell stattfinden.

 

Ich denke, dass jeder das frustrierende Erlebnis kennt, das sich einstellt, wenn man das erste Mal auf seiner Wanderung auf dem neuen Weg einknickt. Die Meisten kehren um und denken sich, das wäre nichts für sie oder das ginge halt nicht; was gleichbedeutend ist mit ›das kann ich halt nicht‹. Egal, ob es die erste Zigarette danach ist oder die erste Tafel Schokolade. Dieses Aufgeben hat aber auch noch einen unangenehmen Nebeneffekt: Nach jedem neuen Scheitern war eine Maus an unserem Käse des Selbstwertes und hat ein weiteres Eck herausgebissen. Kein Wunder, wenn man irgendwann an dem Punkt anlangt(e), wo man sich eingesteht, dass es hoffnungslos ist und sich den Tatsachen, sprich Gewohnheiten, ergibt. Und sich damit in das Schicksal eines lebenslangen Losers findet.

Ich glaube, dass Veränderung sehr wohl möglich ist.

Aber nicht so.

Grundsätzlich ist man gut beraten, sich für Lösungssuchen zur Natur zu begeben. Wo gibt es dort Veränderungen, die schlagartig geschehen - außer bei Zerstörungen?

Es gibt schon welche, die sind aber nicht von jetzt auf dann entstanden, sondern man entlarvt sie bei genauerem Hinsehen als Durchbrüche. Zum Beispiel der kleine Vogel, der seine Eierschale zerpickt und mit einem Mal flauschig zwischen den anderen Eiern sitzt. Oder der Schmetterling, der vor fünf Minuten noch nicht mit verschrumpelten Flügeln an der Hülle seiner Puppe saß. Diese Veränderungen wirken nur nach außen überraschend, wurden aber in Wirklichkeit im Hintergrund schon lange vorbereitet. Auch wenn sich manche Knospen in wenigen Minuten entfalten - die Grundlage dafür war Entwicklung.

Was können wir aus dieser Erkenntnis für uns bezüglich Veränderung mitnehmen?

Wenn wir uns etwas vornehmen, dann haben wir meistens den Wunsch, dass es sofort eintreten soll. Nicht mehr rauchen zum Beispiel. Sobald wir nach dem gefassten Entschluss nur eine Zigarette rauchen, wirkt sich das auf unsere Standhaftigkeit so aus wie ein leicht eingerissener Staudamm: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er bricht. Mit dieser anscheinenden Tatsache haben wir uns allgemein abgefunden und bemühen uns mit allen Tricks, nur ja nicht diesen einen Riss entstehen zu lassen. Nebenbei versorgt uns dieser Riss auch gleich noch mit Schuldgefühlen und dem Bewusstsein, nichts auf die Reihe zu bekommen.

 

Hier nun ein - erfolgreich selbst praktizierter - Vorschlag, wie Veränderung durchaus gelingen kann.

 

Mit jedem sogenannten Versagen nach einem Einbruch im Durchhalten wird etwas in uns zerstört. Das bewirkt, dass wir Konsequenz, Lust und Motivation verlieren. Als Erstes seien wir uns bewusst, dass es ein Prozess ist und Änderung langsam stattfinden darf. Beobachten wir diesen Vorgang bewusst. Wenn die Lust auf eine Zigarette übergroß wird, ist es nicht sinnvoll, sich mit aller Macht dagegen zu zwingen. Vielmehr besser diese eine bewusst rauchen, sich nicht schlecht fühlen dabei, sondern sich sagen, dass das ein normaler Schritt ist, aber dafür genauso bewusst darauf achten, wenn das Bedürfnis wiederkommt. Dann sich fragen: »Muss die wirklich sein?« und sie nicht rauchen, wenn es nicht wirklich sein muss. Du wirst sehen, dass du auf diese Weise die Intervalle vergrößern kannst und es irgendwann auch ohne geht. Meines Erachtens liegt übrigens beim Rauchen die Sucht nicht in der willkommenen Ausrede Nikotin, sondern in der mit dem Rauchen verbundenen Gewohnheit.

Das Erfolgserlebnis liegt nicht darin, keine zu rauchen, sondern sich ständig zu beobachten auf seinem Weg mit dem Ziel, einmal keine Zigarette - Schokolade, Chips, Zornausbrüche oder was auch immer - mehr zu brauchen.

Dadurch ändert sich etwas: An die Stelle des Misserfolgserlebnisses beim Scheitern treten viele kleine Erfolgserlebnisse beim Hinauszögern. Steter Tropfen höhlt den Stein, heißt es, auch das ist Entwicklung.

Noch etwas möchte ich erwähnen. Wenn für Veränderung Tun angesagt ist, wird dies oft als lästig empfunden: ›schon wieder muss ich ...‹, ›hoffentlich ist es bald vorbei‹, ›uff, wenigstens hab ich jetzt ...‹. Diese Sichtweise ist nicht hilfreich. Hier sollten wir jedes Mal ganz bewusst anders an die Sache gehen. Zum Beispiel mit dem Satz: ›So, nun bringe ich mich wiederum ein wenig weiter und bin wieder etwas mehr Herr - oder natürlich Frau ;-) - meines Schicksals.‹

 

Wir erreichen auf diese Weise:

1. Keine Selbstverurteilung mehr, was das Selbstwertgefühl hebt.

2. Stärkung der körperlichen und psychischen Gesundheit.

3. Viele kleine Erfolgserlebnisse, die beides zusätzlich stärken.

4. Einen achtsameren Umgang mit uns und unserer Umgebung.

5. Das Erlebnis, dass wir es sehr wohl können.

6. Last but not least die Veränderung selbst, um die es ›nur‹ ging.

 

Sieht doch nach einem ganz brauchbaren Deal aus oder?

 

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