Ich will's anders

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Irgendwie sind wir ja schon seltsame Kreaturen. Wenn wir alleine sind, wollen wir einen Partner. Wenn wir keine Kinder haben, wollen wir welche. Wenn wir einen Partner haben, wollen wir eigentlich Ruhe und für uns sein. Wir möchten gerne viel Geld und wenn wir es haben, dann haben wir Angst, dass man es uns klaut und sind wieder nicht glücklich. Irgendetwas soll einfach anders sein. Ja, sind wir eigentlich noch zu retten?

Dieses Ich-will-es-anders ist so tief in jedem drin, dass es nicht wundert, wir kommen nicht einmal auf die Idee uns damit auseinanderzusetzen.

Warum ist das so? Weil der Mensch einfach ein immer unzufriedenes Übel ist? Weil wir nie genug haben können? Und - woher kommt dann dieses Verhalten, das stark an einen Trieb erinnert?


Auch hier kommen wir irgendwann zu einer Antwort, wenn wir versuchen, zu Ende zu denken. Eigentlich ist die Antwort ganz einfach. Nur kommt man deshalb nicht so leicht dahinter, weil der tatsächliche Grund sich nicht direkt zeigt. Das lässt sich vergleichen mit einem Menschen, dessen innere Unruhe ihm zeigt, dass eine Veränderung ansteht. Doch anstatt sich mit dieser inneren Veränderung zu beschäftigen, geht er ins Außen und stürzt sich mit großer Energie zum Beispiel in die Hausarbeit, alles wird geputzt, gewaschen, poliert. Doch die Unruhe lässt nicht nach. Logisch, denn es ging ja um etwas ganz anderes.

Was steckt also hinter diesem Anderswollen? Es ist vielleicht etwas unerwartet: Es ist die allerinnerste Energie, die dem gesamten Universum innewohnt: ›Es‹ muss sich alles entwickeln.

Gerne greifen wir in unserem Erklärenwollen auf den Urknall zurück und bleiben dort mit dem Denken stehen. Es geht auch gar nicht anders, denn mit dem Begriff Ewigkeit können wir nichts anfangen, er sprengt unser Verständnis. Nur der Urknall ist nicht der Anfang. Sondern es gibt etwas, das ewig ist, Gott oder Allah, das ist nicht wichtig. Das ist die Quelle. Die von Ewigkeit zu Ewigkeit fließende Quelle, die unablässig Kraft ausstrahlt, aus der heraus ewig Neues entsteht und Altes vergeht, worauf es wieder zu Neuem erblüht, ewig, ewig ...

Dieses Kraftausstrahlen ist Mutter und Vater aller Entwicklung. Wir Menschengeister sind ganz kleine Lichter in diesem Gefüge, die kleinsten, um es genau zu sagen. Trotzdem wohnt uns diese Entwicklungskraft inne. Auch wir schaffen unablässig Neues, mit jedem Tun, Denken und sogar mit jedem Gedanken. Wir können nicht anders, denn es ist unsere Ur-Eigenschaft. Unablässig empfangen wir neutrale universelle Energie und müssen etwas damit tun. Wir müssen sie umwandeln, was wir auch unablässig tun, allerdings fast immer unbewusst. Aber darum geht es jetzt gar nicht.

Wir müssen ständig verändern, wir können nicht anders. Sobald wir in eine statische Position kommen, klopft unser Entwicklungszwang an und sagt: Mach’s anders, es ist schon viel zu lang gleich.

Ich glaube, wenn man das weiß, kann man in bestimmten Situationen verbleiben und kann vermeiden, etwas zu zerstören. Es ginge dann nur darum, Alternativen zu finden, dem Entwicklungsbedürfnis nachzukommen. Vielleicht geht es ja im Zusammenleben dem andern ganz gleich. Dann ließe sich eventuell etwas finden, womit man diesem Bedürfnis gemeinsam nachkommen kann.

Vielleicht können wir uns darauf einigen, dieses ständig Treibende, das uns nie zur Ruhe kommen lässt, einfach als Leben zu bezeichnen?