Das liebste Haustier

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Haustiere sind etwas Besonderes. Kinder mögen sie zum Knuddeln, Singles zum Daten und alte Leute, um sich nicht alleine zu fühlen. Wer ein Haustier besitzt, hat zu ihm oft eine engere Beziehung als zu Menschen. Wenn ich mich an Western erinnere, kam dort immer zuerst die Versorgung des Pferdes. Der Cowboy sorgte dafür, dass es Wasser und Heu hatte. Erst dann ging er in den Saloon, um eine große Linsenpfanne für sich zu ordern.

Aber es gibt da noch ein ganz besonderes Haustier ...


Und dieses Haustier hat jeder von uns. Außer man ist der Ansicht, man wäre selbst sein eigener Körper.

Wir sind aber nicht unser Körper, sondern der ist unser Reittier für dieses Leben, das wir nutzen dürfen. Ohne den Körper könnten wir uns nicht verständlich machen. Wir wissen ja, wie schwer sich Geister damit tun. Wir beseelen unser ganz persönliches Haustier, reiten nicht auf ihm, sondern durchdringen es und leben in ihm. Dadurch haben wir zu diesem besonderen Tier auch eine ganz besondere Beziehung.

Aber daran, dass wir jeder unser Haustier haben, denkt niemand.

Vorhin dachte ich mir, wie widersinnig es eigentlich ist, sich ein Haustier zuzulegen, nur weil man einsam ist. Wir gehen ins Tierheim, suchen einen besonders süßen, heruntergekommenen Hund aus - oder Katze oder Schildkröte - und dann machen wir uns zuhause dran, es so richtig gut zu versorgen. Wir überschütten es mit aller Empathie, die wir zur Verfügung haben, es bekommt bestes Futter, wird gebadet und entlaust, wird entwurmt und bekommt ein Zeckenhalsband. Natürlich einen Kratzbaum (wenn es eine Katze ist), einen Kauknochen (im Hundefall) oder kleine Glöckchen (Wellensittich und so). Wir sind sehr fantasiereich im Finden von Wohltaten. Nachdem wir unserem Nero oder unserer Josefine die besten Flocken, Kuchen oder sonstige Pampe gekauft haben und ihm/ihr nur soviel geben, dass sie nicht fett wird, setzen wir uns vor den Fernseher mit einer Tüte Chips oder drei Stück Kuchen plus einer Flasche Cola und fühlen uns wohl.

Wie wäre es, wenn wir stattdessen unserem Körper diese ganze Zuneigung entgegenbringen? Einen Nachteil hat das natürlich. Wir können ihn nicht an der Leine Gassi führen. Das heißt, können schon, aber wenn wir mit einer Schlinge um den Hals spazierengingen, könnte das leicht einen falschen Eindruck erwecken.

Den Körper als unser liebstes Haustier zu behandeln ist abwegig? Finde ich gar nicht. Wir sind es nur nicht gewöhnt, unsere Körperbeziehung so zu sehen. Was unseren Körper betrifft, ist jeder ein mehr oder weniger erbarmungsloser Sklaventreiber. Er hat zu funktionieren, sonst ... bekommt er Schmerzmittel. Wir würden auch eine Peitsche verwenden, nur gehorcht er dadurch nicht mehr. Obwohl ... sind priesterliche Selbstgeißelungen viel anderes? Aber darum geht es nicht.

Was wäre, wenn wir unseren Körper so behandelten, wie unser allerliebstes Haustier?

Wir können mit ihm reden und ihn besser verstehen als jeden Hund. Bei allen normalen Aufgaben ist er bedeutend gelehriger und macht viel eher das, was wir uns von ihm wünschen. Wir können ihn trösten, wenn er Schmerzen hat und ich versichere, das funktioniert. Und wir erhalten Trost von ihm und wenn es auch nur in Form seiner unglaublichen Treue ist.

Einfach mal so als Idee.