Der Raum unserer Erfahrungen

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Es gibt einen Raum in uns, der sämtliche Erfahrungen, die wir je gemacht haben, speichert. Unsere genetischen Anlagen, unsere Erfahrungen aus Kindheit und weiterem Leben, unsere Glaubenssätze, Gewohnheiten, Wertvorstellungen. Wenn wir Probleme lösen wollen oder müssen, wenden wir uns an diese Erfahrungsdatenbank und suchen in ihr nach Antworten. Das funktioniert für den alltäglichen Bedarf ausgezeichnet. Schwierig wird es dann, wenn man Veränderung wünscht.

 

Unser Raum der Erfahrungen ist enorm wichtig. Denn in ihm sind auch die alltäglichen Dinge wie das Gehen, Essen und Sprechen gespeichert. Dort finden wir Informationen, wie man einen Nagel einschlägt, wie man Windows neu aufsetzt und wie man einen Schweinsbraten zubereitet. Alle glernten Lösungen für unser materielles Leben haben wir dort abgelegt, um wieder auf sie zurückgreifen zu können. Aber auch alle Muster sind dort gespeichert und unsere Erlebnisse, die uns als Erwachsene mitunter das Leben schwer machen. Denn unser Inneres Kind weiß nicht, dass seit einer Verletzung Jahrzehnte vergangen sind. Also reagiert es noch immer verängstigt oder irrational, was nun, wenn wir älter sind, oft unpassend wirkt.

Dieser Raum der Erfahrungen wird in einer bestimmten Situation für uns aber zu einer Sackgasse. Das ist dann, wenn wir Veränderung suchen. Veränderung ist dann notwendig, wenn wir von irgendwoher Signale bekommen haben, dass etwas nicht rund läuft. Das kann nur Unwohlsein bedeuten, dass wir uns an einem ort, mit einer Arbeit oder in Gesellschaft bestimmter Menschen nicht wohl fühlen, es können aber auch Signale vom Körper sein, im Extremfall Krankheit.

Jede Art von Leid ist ja ein Zeichen dafür, dass etwas aus dem Ruder läuft, nicht stimmig, also nicht ›richtig‹ ist. Es muss, wie wir dann sagen, etwas anders werden. Nun beginnt sich allerdings unser Raum der Erfahrungen querzulegen. Man könnte sagen, dass er der Bewahrer ist. Er kann mit ›anders‹ nichts anfangen, denn er kennt es nicht. Und damit kennen auch wir es nicht. Wenn wir also zu dem Schluss kommen, es müsste etwas geändert werden - nicht es müsste sich etwas ändern, denn darauf wartet man gewöhnlich lang - bringt es uns nichts, wenn wir auf unsere Erfahrungen zurückgreifen. Nicht nur das, sondern nicht einmal die bewährten Strategien funktionieren zur Lösungsfindung. Das Fatale ist nämlich, dass alles, was anders ist, also was wir versuchen zu finden, sich außerhalb dieses Raums befindet. Verständlicherweise können wir also nicht mit den Werkzeugen, die darin zur Verfügung stehen, eine Lösung finden, die ›anders‹ ist, also außerhalb des Bekannten zu finden sein wird.

Um diesem Teufelskreis zu entkommen, also in unserem Raum ein Fenster zu öffnen, damit Neues einziehen kann, haben wir ein anderes Werkzeug: unsere Wahrnehmung.